Dieses Konzert ist eine Reise in die Tiefen der Natur – gesehen durch die Augen der Komponisten. Von den Wellen der schottischen Hebriden über die dunklen Wälder Litauens bis hin zu einem Land, das von Geschichte und Folklore durchdrungen ist: In dieser Musik ist die Natur keine Idylle, sondern die eigentliche Quelle der Emotionen.
Im Jahr 1829 besucht Felix Mendelssohn die schottische Insel Staffa und die berühmte Fingalshöhle – einen gewaltigen Felstunnel, in dem das tosende Meer wie ein Orgelspiel klingt. Der Eindruck ist so stark, dass der Komponist noch vor Ort das Thema seiner Ouvertüre auf eine Postkarte an seine Schwester skizziert. Doch die Hebriden-Ouvertüre ist kein gefälliges Klangbild im Stil einer „Urlaubspostkarte“. Mendelssohn verwandelt den Rhythmus der Wellen, das Echo des Wassers und die Weite des Raums in Musik. Und er tut das in strenger Sonatenform – als hätte das Meer seine eigene Logik, eine innere Struktur, eine dramatische Erzählkraft.
Der zweite Programmpunkt ist eines der bekanntesten Werke des romantischen Repertoires für Violine. Auch wenn es sich nicht ausdrücklich auf die Natur bezieht, wird der mittlere Satz – das Andante – bisweilen als nächtliche Landschaft gedeutet: still, beinahe zeitlos. Die Themen gehen fließend ineinander über, ohne harte Übergänge; selbst die Kadenz wird Teil des musikalischen Erzählstroms. Der Solist führt das Werk wie eine Geschichte, die einem leise ins Ohr geflüstert wird.
Mendelssohns Violinkonzert e-Moll, gespielt von Augustin Hadelich (Violine) und dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Sebastian Weigle:
Čiurlionis war eine Ausnahmeerscheinung: Komponist, Maler und Visionär. Im Musikstück Miške (Im Wald) gibt es keine eingängigen Themen, die man nachsummen könnte – stattdessen entstehen Klangschichten, Texturen und Räume. Der Wald ist bei Čiurlionis kein Schauplatz, sondern ein Bewusstseinszustand. Manche vergleichen diese sinfonische Dichtung mit Debussy, andere sehen darin einen Vorläufer der Ambient-Musik. Vielleicht aber ist es schlicht die litauische Natur – gefiltert durch den tief symbolischen Blick eines Künstlers, der Kunst und Natur nie voneinander trennte.
Karłowicz – ein Liebhaber der Berge, einsamer Wanderungen und der Philosophie Schopenhauers – kehrt in der Litauischen Rhapsodie zurück in die Landschaft seiner Heimat, der ehemaligen östlichen Gebiete Polens. Es ist Musik einer Region mit tiefen Registern, liedhafter Erzählweise, Momenten stiller Kontemplation und plötzlichen Ausbrüchen von Euphorie. Entstanden ist das Werk im Jahr 1906 – zu einer Zeit, in der Karłowicz des symphonischen Pathos überdrüssig war und nach persönlicheren, weniger konventionellen Ausdrucksformen suchte.
Der Solist des Abends ist Jarosław Nadrzycki – ein international anerkannter Violinist und Preisträger zahlreicher Wettbewerbe, darunter des Chatschaturjan-Wettbewerbs (Jerewan), des Enescu-Wettbewerbs (Bukarest), des Heifetz Wettbewerbs (Vilnius), des Rostal-Wettbewerbs (Berlin), der Valsesia Musica (Italien) und vieler weiterer.
Miške von Čiurlionis, aufgeführt vom Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester SJSO unter der Leitung von Modestas Pitrėnas:
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DETAILS
Endlos 15-05-2026 19:00
SinfoniesaalFilharmonia im. Mieczysława Karłowicza w Szczecinie
ul. Małopolska 48
70-515 Szczecin
Mai 2026
06MAI '26Mi, 19:00
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