Die Konzertreihe Denkmäler der Sinfonik präsentiert Werke, die nicht nur dem Zahn der Zeit standgehalten haben, sondern auch heute noch zu überraschen vermögen. Diesmal steht Hector Berlioz’ Symphonie fantastique auf dem Programm – ein Werk, das in seiner Form, seiner Ausdruckskraft und der Geschichte, die es begleitet, einzigartig ist.
Hector Berlioz wurde am 11. Dezember 1803 im französischen La Côte-Saint-André geboren. Zunächst studierte er in Paris Medizin, gab dieses Studium jedoch bald zugunsten der Musik auf – gegen den Willen seines Vaters. Im Jahr 1826 nahm er ein Kompositionsstudium am Pariser Konservatorium auf, wo er Schüler von Jean-François Le Sueur war. Schon in dieser frühen Phase zeigte sich Berlioz’ Neigung zu musikalischen Experimenten und zum Bruch mit traditionellen Konventionen.
Im Jahr 1827 sah Berlioz im Pariser Théâtre de l’Odéon eine Aufführung von Hamlet, in der die irische Schauspielerin Harriet Smithson die Ophelia spielte. Er verliebte sich auf den ersten Blick – ohne sie je persönlich kennengelernt zu haben. Diese obsessive Leidenschaft inspirierte ihn zur Komposition der Symphonie fantastique, die am 5. Dezember 1830 im Pariser Konservatorium uraufgeführt wurde. Das Werk erzählt die Geschichte eines jungen Künstlers, der – von seiner Geliebten zurückgewiesen – Opium nimmt und eine Reihe von Halluzinationen durchlebt, darunter seine eigene Hinrichtung und ein Hexensabbat. Die Symphonie besteht aus fünf Sätzen; ein zentrales musikalisches Motiv, das sogenannte idée fixe, zieht sich durch das gesamte Werk und symbolisiert die Geliebte.
Berlioz maß dem Programm seines Werks große Bedeutung bei. Zur Uraufführung wurde dem Publikum ein gedruckter Handlungsablauf ausgehändigt, der das Verständnis der musikalischen Erzählung erleichtern sollte. Darin heißt es: Der Aufbau eines Instrumentaldramas, dem das Wort als Hilfe fehlt, muss im Voraus dargelegt werden. Das folgende Programm ist daher wie ein gesprochener Operntext zu verstehen – es führt in die musikalischen Szenen ein und erklärt ihren Charakter und Ausdruck.
Zwei Jahre nach der Uraufführung, im Jahr 1832, hörte Harriet Smithson die Sinfonie schließlich live – und erfuhr, dass sie Berlioz’ Muse gewesen war. Die beiden lernten sich kennen, und 1833 heirateten sie – mit Franz Liszt als Trauzeugen. Die Ehe verlief jedoch stürmisch und endete in einer Trennung. Trotzdem unterstützte Berlioz Harriet finanziell bis zu ihrem Lebensende und stand ihr auch während ihrer Krankheit bei.
Die Symphonie fantastique markierte einen Wendepunkt in der romantischen Musik. Berlioz setzte darin innovative Orchestrierungstechniken ein – etwa den Einsatz von Glocken im fünften Satz, um die unheimliche Atmosphäre eines Hexensabbats klanglich einzufangen. Das Werk inspirierte zahlreiche Komponisten und gilt bis heute als eines der bedeutendsten musikalischen Meisterwerke des 19. Jahrhunderts.
Vor dem Konzert wird Przemysław Neumann in das Werk einführen – und anschließend auch die Aufführung leiten. Denn manchmal tut es gut zu wissen, wie der Wahnsinn entsteht, den wir heute ein Meisterwerk nennen. Genau das macht die Denkmäler der Sinfonik aus.
Berlioz' Symphonie Fantastique, aufgeführt vom SWR Symphonieorchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach:
VIDEOS UND FOTOS
DETAILS
Sinfonische Monumente – Berlioz 24-01-2026 19:00
SinfoniesaalFilharmonia im. Mieczysława Karłowicza w Szczecinie
ul. Małopolska 48
70-515 Szczecin