Das Konzertprogramm von Karol Szymanowski Quartet bietet einen abwechslungsreichen Überblick über die polnische Kammermusik – von der Renaissance bis ins 21. Jahrhundert. Im Zentrum des dramaturgischen Aufbaus stehen vier Bearbeitungen der Werke von Wacław z Szamotuł. Die kurzen, mehrstimmigen Choräle wurden von Włodzimierz Sołtysik für Streichquartett arrangiert. Ihre Schlichtheit und ruhige Klangstruktur bilden einen bewussten Kontrast zu den zeitgenössischen Kompositionen und geben zugleich den Takt des gesamten Abends vor – als meditative Bezugspunkte zwischen den expressiveren Werken.
Das Streichquartett Nr. 4 von Krzysztof Penderecki, entstanden im Jahr 2016, dauert lediglich neun Minuten. Es besteht aus einer Reihe kurzer Abschnitte mit wechselndem Charakter – von Flageoletten über Pizzicato bis hin zu Unisono-Passagen. Auch wenn es auf die avantgardistischen Techniken der 1960er-Jahre verzichtet, bleibt die Spannung erhalten – erzeugt durch unregelmäßige Rhythmen, kontrastreiche Artikulation und eine sparsame, aber ausdrucksstarke Klangstruktur.
Streichquartett Nr. 3 Wycinanki von Andrzej Panufnik aus dem Jahr 1990 ist von der volkstümlichen Scherenschnittkunst inspiriert. Jede der fünf Sätze besitzt einen klar konturierten Rhythmus und eine repetitive Struktur – ähnlich einem geometrischen Muster. Panufnik arbeitet mit bewusst reduzierten Mitteln, erzielt dabei jedoch eine starke Wirkung: Das Quartett ist reich an Kontrasten und zugleich formal klar und übersichtlich gestaltet.
Alexandre Tansmans Streichquartett Nr. 4 aus dem Jahr 1935 ist ein Beispiel für französischen Neoklassizismus in polnischer Interpretation. Die dreisätzige Form führt von einer langsamen, leicht rubatogeprägten Einleitung über einen mittleren Satz mit sanglicher, symmetrischer Anlage bis hin zu einem schnellen Finale, das auf rhythmischen Motiven basiert.
Zum Abschluss des Programms erklingen das Nocturne und die Tarantella op. 28 von Karol Szymanowski – in einer Bearbeitung für Streichquartett von Myroslav Skoryk. Das Original für Violine und Klavier entstand 1915, in einer Phase, in der der Komponist mit einer neuen musikalischen Ausdrucksweise experimentierte. Das Nocturne ist in langsamem Tempo gehalten, geprägt von einer reich verzierten Melodielinie und komplexer Harmonik. Die Tarantella bildet dazu einen Kontrast mit rhythmischer Präzision und virtuoser Violintechnik. In der Quartettfassung bleiben diese Spannungen erhalten, sie verteilen sich jedoch auf neue Weise innerhalb des Ensembles.
Dieses Konzert lebt von Kontrasten – nicht nur zwischen Stilen und Epochen, sondern auch zwischen Form und Funktion. Zwischen Choral und Tarantella, zwischen Repetition und improvisatorischer Geste, zwischen dem 16. und dem 21. Jahrhundert spannt sich ein gemeinsamer musikalischer Bogen.
Pendereckis Streichquartett Nr. 4, gespielt vom Silesian Quartett:
VIDEOS UND FOTOS
Das Konzert wird vom Nationalen Institut für Musik und Tanz im Rahmen des Programms „Polnische Musikszene“ mitorganisiert und vom Minister für Kultur und nationales Erbe finanziert.
Współorganizator
Förderung
DETAILS
An der Quelle 07-01-2026 19:00
KammersaalFilharmonia im. Mieczysława Karłowicza w Szczecinie
ul. Małopolska 48
70-515 Szczecin