Auf den ersten Blick wirkt dieses Konzert leicht und heiter: ein Märchen als Vorlage, eine Flöte als Soloinstrument, C-Dur als Tonart. Doch der Eindruck täuscht. Diese Musik klingt nur dann so mühelos, wenn sie von einem Meister komponiert – und ebenso meisterhaft gespielt wird.
Das Programm des Abends besteht aus drei französischen Werken, die in einem Zeitraum von nur 80 Jahren entstanden sind. Alle wurden zwischen dem Zweiten Kaiserreich und der Zwischenkriegszeit komponiert – und doch fügt sich keines von ihnen in die prägenden Stilrichtungen seiner Epoche ein. Was sie verbindet, ist Klarheit, Witz und Frische – und die Tatsache, dass jedes dieser Werke über Jahre hinweg unterschätzt oder gar vergessen wurde.
Paul Dukas komponierte Der Zauberlehrling im Jahr 1897, inspiriert von Goethes gleichnamiger Ballade. Das Werk gehört formal zum Genre der sinfonischen Scherzi, doch seine Struktur und Orchestrierung sind weit durchdachter, als es das märchenhafte Sujet vermuten lässt. Dukas, bekannt für seine obsessive Selbstkritik (er vernichtete den Großteil seines Schaffens), ließ dieses Werk als eines der wenigen gelten, mit denen er wirklich zufrieden war. Und das überrascht nicht – die dynamische Erzählweise, die präzise geführte musikalische Textur und der orchestrale Witz sind Markenzeichen dieser Partitur. Berühmt wurde das Stück erst durch Walt Disneys Film Fantasia (1940) – doch die Qualität dieser Musik behauptet sich vom ersten Takt an – auch ganz ohne Zeichentrick.
Der Zauberlehrling von Dukas, aufgeführt vom hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Lionel Bringuier:
Jacques Ibert schrieb sein Flötenkonzert im Jahr 1933 für Marcel Moyse – den legendären französischen Flötisten und Pädagogen. Das Werk ist brillant und äußerst anspruchsvoll – sowohl technisch als auch im Hinblick auf stilistisches Feingefühl. Ibert gehörte keiner der dominierenden Schulen an – weder den Neoklassikern noch den Modernisten. Seine Musiksprache war eigenständig: elegant, ironisch, mit ausgeprägtem rhythmischem Puls und einem hervorragenden Gespür für orchestrale Farbigkeit. Das Konzert besteht aus drei Sätzen: einem dynamischen Allegro, einem lyrischen Andante und einem virtuosen Finale – und bewahrt dabei eine spielerische Leichtigkeit, ganz ohne jede Vereinfachung.
Im Goldenen Saal der Philharmonie wird das Werk für uns von Zofia Neugebauer aufgeführt – einer in Polen geborenen Flötistin, Absolventin der Karajan-Akademie bei den Berliner Philharmonikern, die mit ihrem außergewöhnlichen Talent das Publikum auf der ganzen Welt begeistert.
Iberts Konzert für Flöte und Orchester, aufgeführt von Emmanuel Pahud (Flöte) und dem Orchestre National de Lyon unter der Leitung von Alain Altinoglu:
Georges Bizet komponierte seine Sinfonie in C-Dur im Jahr 1855, im Alter von nur 17 Jahren, als Student des Pariser Konservatoriums. Zu Lebzeiten wurde das Werk nie veröffentlicht – es blieb jahrzehntelang im Manuskript und wurde erst 1933 wiederentdeckt. Heute überrascht es durch seine formale Reife, die Klarheit der Struktur und den ausgeprägten melodischen Instinkt. Dies ist kein jugendliches Studienwerk, sondern eine vollwertige Sinfonie, die selbstbewusst neben Werken von Haydn oder Mendelssohn bestehen kann. Ihre klare Struktur und die energiegeladene Erzählweise zeigen, dass „Frische“ nicht mit Oberflächlichkeit gleichzusetzen ist.
Der gemeinsame Nenner dieser drei Werke ist eines: Leichtigkeit – aber nicht im Sinne von Sorglosigkeit, sondern als die Kunst, die Form so weit zu meistern, dass sie uns trägt. Musik, die unterhält und begeistert – aber nur dann, wenn sie mit höchster Präzision geschrieben und gespielt wird. Kurz gesagt: Ein Spiel – aber nur für Meister!
Bizets Sinfonie C-Dur, aufgeführt vom Niederländischen Kammerorchester unter der Leitung von Gordan Nikolić:
Das Sinfonieorchester der Philharmonie Stettin wird von Ewa Strusińska geleitet – einer Dirigentin mit internationaler Erfahrung, die für ihre Energie, Präzision und außergewöhnliche Fähigkeit geschätzt wird, sowohl mit dem Orchester als auch mit dem Publikum eine besondere Verbindung aufzubauen. Dem Stettiner Publikum ist sie als erste Dirigentin und musikalische Leiterin der Philharmonie bestens bekannt – unter ihrer Führung zog das Orchester in seine neue Heimat an der Małopolska 48 ein und begann eine neue Phase künstlerischer Entwicklung.
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DETAILS
Perfekte Leichtigkeit 03-10-2025 19:00
SinfoniesaalFilharmonia im. Mieczysława Karłowicza w Szczecinie
ul. Małopolska 48
70-515 Szczecin