Gioachino Rossini soll einmal gesagt haben: Gebt mir eine Wäscherechnung – ich vertone sie euch. Dieser Abend in der Philharmonie beweist, dass Leichtigkeit und Virtuosität sich nicht ausschließen und dass Brillanz ebenso anspruchsvoll sein kann wie Ernsthaftigkeit. Drei Komponisten, drei Stilrichtungen, drei Wege zu musikalischer Eleganz – voller Erfindungsreichtum, Humor und einer perfekt ausgewogenen Form.
Rossini war gerade mal 20 Jahre alt, als er La scala di seta komponierte – eine „farsa comica“, die sich um Liebesintrigen und absurde Verwicklungen rund um die titelgebende „seidene Leiter“ dreht. Zwar wird die Oper heute nur selten vollständig aufgeführt, doch ihre spritzige Ouvertüre hat längst einen festen Platz im Konzertrepertoire gefunden. Nur wenige Komponisten verstanden es so meisterhaft wie Rossini, Leichtigkeit mit struktureller Raffinesse zu verbinden. Berühmt war er auch für sein atemberaubendes Arbeitstempo. Zu manchen Opern, wie zum Beispiel La cambiale di matrimonio (Der Heiratswechsel), schrieb er die Ouvertüre erst kurz vor der Premiere. Dennoch blieb seine Musik stets ein Inbegriff von Eleganz und spielerischer Virtuosität.
Während seines zweiten Aufenthalts in London befand sich Joseph Haydn auf dem Höhepunkt seines Ruhms. Das dortige Publikum erwartete gleichermaßen Unterhaltung wie künstlerischen Anspruch und Haydn verstand es meisterhaft, diese Balance zu treffen. Aus diesem Geist heraus entstand die Sinfonia concertante B-Dur – ein faszinierendes Hybridwerk zwischen Sinfonie und Konzert. Die solistischen Stimmen von Violine, Cello, Oboe und Fagott treten nicht nur in Dialog mit dem Orchester, sondern auch untereinander. Haydn, ein Meister der Form, scheute sich nie, Humor und Überraschungseffekte in seine Musik einzubauen – und so ist diese Sinfonie nicht nur wirkungsvoll und brillant, sondern auch tief durchdacht und raffiniert gestaltet.
Haydns Sinfonia Concertante, gespielt von Maria Machowska (Violine), Aleksandra Ohar-Sprawka (Violoncello), Aleksandra Rojek (Oboe), Leszek Wachnik (Fagott) und dem Warschauer Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Jacek Kaspszyk:
Zum Schluss erklingt die Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 von Ludwig van Beethoven – ein Werk, das Richard Wagner als „Apotheose des Tanzes“ bezeichnete. Es gehört zu den dynamischsten und rhythmisch lebendigsten Kompositionen der sinfonischen Musikgeschichte. Vom triumphalen Auftakt über das berühmte Allegretto – oft auch als eigenständiges Stück aufgeführt – bis hin zum mitreißenden Finale Allegro con brio schafft Beethoven ein Werk voller überschäumender Energie und Lebendigkeit. Die Sinfonie wurde 1813 bei einem Benefizkonzert für die in der Schlacht bei Hanau verwundeten Soldaten uraufgeführt – und wurde sofort als eines der bewegendsten Werke des Komponisten gefeiert.
Man braucht keine großen Themen, um große Musik zu schreiben. Rossini, Haydn und Beethoven zeigen, dass sich wahre Kunst auch durch Leichtigkeit, raffinierte Komposition und szenisches Gespür ausdrücken lässt.
Beethovens 7. Sinfonie, aufgeführt vom Königlichen Concertgebouw-Orchester unter der Leitung von Iván Fischer:
Das Sinfonieorchester der Philharmonie Stettin wird von Jakub Przybycień geleitet – einem der vielversprechendsten polnischen Dirigenten der jungen Generation, Finalist des renommierten Herbert von Karajan Young Conductors Award 2025, der in den kommenden Spielzeiten führende europäische Orchester dirigieren wird. Als Solisten treten Mitglieder des Orchesters auf: Konzertmeister Paweł Maślanka (Violine), Izabela_Kokosińska (Oboe), Edyta_Moroz (Fagott) und Yesong_Lee (Cello).
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DETAILS
Die Essenz der Eleganz 05-12-2025 19:00
SinfoniesaalFilharmonia im. Mieczysława Karłowicza w Szczecinie
ul. Małopolska 48
70-515 Szczecin