Das Programm dieses Abends eröffnet eines der bedeutendsten Werke an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert – oft als Beginn des musikalischen Modernismus im 20. Jahrhundert angesehen: Prélude à l’après-midi d’un faune von Claude Debussy. Inspiriert von Stéphane Mallarmés symbolistischem Gedicht, in dem ein mythisches Waldwesen – der Faun – einem traumverhangenen Treffen mit Nymphen nachsinnt, verzichtet Debussy auf eine wörtliche Nacherzählung der Handlung. Stattdessen entwirft er eine sinnliche, farbenreiche Klanglandschaft voller Schwebezustände, fließender Übergänge und impressionistischer Stimmungen. Das Werk gilt als ein Schlüsselstück am Beginn des musikalischen Modernismus.
Debussys Nachmittag eines Fauns, aufgeführt vom hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Alain Altinoglu:
Der zweite Teil des Konzerts widmet sich einem selten gespielten Werk von Bohuslav Martinů – dem Konzert für Streichquartett und Orchester aus dem Jahr 1931. Der in Paris lebende tschechische Komponist experimentiert hier mit der Konzertform. Anstelle eines einzelnen Solisten tritt ein ganzes Quartett auf, das in einen gleichberechtigten Dialog mit dem Orchester tritt. Die Partien der Kammermusiker sind dem großen Ensemble nicht untergeordnet – im Gegenteil, sie bilden eine eigenständige Erzählebene. In Szczecin wird dieses besondere Werk vom Karłowicz Quartet aufgeführt, bekannt für sein ausdrucksstarkes Zusammenspiel und stilistisches Feingefühl.
Den Schlusspunkt setzt Arnold Schönbergs sinfonische Dichtung Pelléas et Mélisande op. 5 – ein Werk von epischer Dimension, basierend auf dem Drama von Maurice Maeterlinck. Es ist die Geschichte eines tragischen Liebesdreiecks. Mélisande heiratet Golaud, verliebt sich jedoch in dessen jüngeren Bruder Pelléas – mit fatalem Ausgang. Schönberg erzählt diese Handlung nicht in Opernform, sondern als rein orchestrale Erzählung – mit dramatischer Spannung und dichter Klangtextur. Das Werk entstand noch vor Schönbergs Übergang zur Atonalität, doch bereits hier sind die Ausdehnung der tonalen Grenzen und seine charakteristische, dichte Klangsprache deutlich zu hören.
All dies steht unter der Leitung von Alexandre Bloch, dem künstlerischen Leiter des Orchestre National de Lille, der regelmäßig mit führenden europäischen Orchestern auftritt. Ein Programm, das verschiedene musikalische Sprachen vereint – französischen Impressionismus, mitteleuropäischen Neoklassizismus und Wiener Expressionismus – und doch in allen Werken eines in den Mittelpunkt stellt: die Erzählung.
Auszug aus Schönbergs Pelleas et Mélisande, aufgeführt von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Lahav Shani:
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DETAILS
Bahnbrechende Geschichten 13-03-2026 19:00
SinfoniesaalFilharmonia im. Mieczysława Karłowicza w Szczecinie
ul. Małopolska 48
70-515 Szczecin